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draußen vor der Tür von Wolfgang Borchert

Ein Mann kommt nach Deutschland. Er war lange weg, der Mann. Sehr lange. Vielleicht zu lange und er kommt ganz anders wieder als er weg gang.
..

Beckmann war an der Ostfront.  Er geriet in Stalingrad in Gefangenschaft.
In der ganzen Zeit des Leidens und der Entbehrung hielt ihn ein Funken, ein Gedanke am Leben. Seine Frau die zu Hause sitzt und auf ihn wartet.

Nach Jahren der Gefangenschaft kehrt er dann in ein Deutschland zurück, das er nicht wieder erkennt. Ein Deutschland dass nicht an die Gräuel des längst vergangenen Krieges erinnert werden möchte. Und so kehrt er zurück in seine Wohnung, in der längst jemand anderes wohnt, zurück zu seiner Frau, die längst einen anderen hat, zurück ….
Es gibt nichts wohin er zurückkehren könnte und so entscheidet er sich für den Freitot um mit all dem endlich abzuschließen.

Er stürzt sich von einer Landungsbrücke aus in die kalten Fluten der Elbe. Ein Stück den Fluss hinunter stehen zwei unbeteiligte die die Szene beobachten und kommentieren. Der trübsinnige Gott, der es nicht vermag seine Schützlinge vor dem Leid zu beschützen und der Gevatter Tod.

Beckmann macht inzwischen in einer Nahtoderfahrung Bekanntschaft mit der alten Elbe höchstpersönlich. Sie möchte ihn noch nicht bei sich begraben. Sie will das er raus geht und noch ein paar Jahre reisst bevor er sich zur ewigen Ruhe betten darf und so spült sie ihn wieder zurück ans Ufer.

In ihm kämpft der Andere, der noch an das Gute glaubt, gegen sein trübsinniges Ich, dass erneut zurück in die Elbe möchte. Also läuft er in den dunklen Straßen umher, schwer beladen mit der Schuld des Krieges und den Erlebnissen und sucht nach einem Anker, einem Punkt aus seinem alten Leben, an das er anknüpfen kann. Vergebens, denn die Bevölkerung hat längst mit dem Krieg abgeschlossen und niemand möchte an das dunkle Zeitalter erinnert werden. So wird ihm ein ums andere mal die Tür vor der Nase zugeschlagen und er findet sich jedes mal wieder alleine, draussen vor der Tür.

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Von mal zu mal wird der Andere leiser und der Wunsch nach dem Tod größer. Er macht sich erneut auf den Weg zur Elbe trifft unterwegs noch einmal auf die ganzen Charaktere mit denen er bei seinem kurzen Aufenthalt in Deutschland Kontakt hatte. Am Ende seines Weges steht er nun alleine am Ufer der Elbe und auch der Andere ist inzwischen verschwunden. Jetzt gibt es keinen mehr, der ihn daran hindern könnte ins Wasser zu gehen.

Ein Mann kommt nach Deutschland.
Er kommt nach Hause und da ist sein Bett besetzt. 
Eine Tür schlägt zu  und er steht draussen.
Ein Mann kommt nach Deutschland.
Er findet ein Mädchen, aber das Mädchen hat einen Mann, der hat nur ein Bein …
Eine Tür schlägt zu und er steht draussen.

Ein Mann kommt nach Deutschland.
Er sucht Menschen aber ein Oberst lacht sich halb tot.
Eine Tür schlägt zu und er steht draussen.

Ein Mann kommt nach Deutschland

Ich hatte das Vergnügen mir dieses Stück am 05. Februar 2015 in Bruchsal an der Badischen Landesbühne anzusehen und war von der Umsetzung absolut begeistert.


Hintergrund:

  • Draußen vor der Tür wurde am 21. November 1947 uraufgeführt.
  • Borchert starb einen Tag vor der Uraufführung im Alter von 26 Jahren

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