Wir befinden uns auf einer Wiese nahe dem Waldrand. Eine Mühle schmiegt sich romantisch an das Ufer eines kleinen Sees. Der Frühling macht seine ersten zaghaften Gehversuche, die Vögel zwitschern und in dieser Idylle liegt ein Jugendlicher, der den lieben Gott einen guten Mann sein lässt.
Als dann der Müller schwitzend und schnaubend aus der Mühle tritt und seinen Sohn beim chillen sieht, eskaliert er sofort drauf los und schmeißt den Taugenichts kurzerhand raus. Doch optimistisch wie die Jugendlichen nun mal sind, hegt er keinen Groll gegen seinen Vater sondern packt seine sieben Sachen und macht sich auf um die große weite Welt da draußen zu erobern.
Die Landstraße genoss Anfang des 19. Jahrhunderts noch sehr hohe Bedeutung, was sich in einem dichten Publikumsverkehr niederschlug und so war es nicht verwunderlich, dass der singende und Geige spielende Vagabund relativ schnell Bekanntschaft mit anderen Reisenden macht. In diesem Fall mit der zweier vornehmer Damen, die mit einer Kutsche in Richtung Wien unterwegs waren und ihn kurzerhand mit nahmen. Auf der Fahrt scheint er die beiden derart gut zu unterhalten, dass sie sich nach ihrer Ankunft für ihn stark machen und er eine Stelle als Gärtnerbursche angeboten bekam. Mit freier Kost und Logis.
Er verliebt sich sehr schnell in die jüngere der beiden Damen und versucht von Anfang an seinen Tagesablauf so zu planen, dass er sie so oft wie irgend möglich zu sehen bekommt. Während seine geheime, weil nie kommunizierte Liebe vor sich hin lodert schließt er Freundschaft mit dem Portier des Schlosses und verbringt die Zeit seines Lebens als er auch noch befördert wurde und sein Glück scheint ungetrübt, würde er nicht hier und da immer wieder unsanft daran erinnert, dass er durch den bestehenden Ständeunterschied niemals eine Chance bei ihr hätte.
Mir aber standen die Tränen in den Augen schon wie ich noch sang, das Herz wollte mir zerspringen von dem Liede vor Scham und vor Schmerz, es fiel mir jetzt auf einmal alles recht ein, wie Sie so schön ist und ich so arm bin und verspottet und verlassen von der Welt … warf ich mich in das Gras hin und weinte bitterlich.
Unsicher und Schüchtern, selbst in Konventionen gefangen wie er es seinem Vater indirekt vorgeworfen hat, verfängt er sich mehr und mehr in Enttäuschung und als er eines Abends im Spätsommer seine heimliche Geliebte mit einem jungen Offizier zusammen sieht, schlägt die Enttäuschung in Wut um. Er gibt sich den Emotionen hin, packt erneut seine Sachen und verlässt das Schloss in derselben Nacht um gen Süden zu reisen. Nach Italien zu flüchten um alles hinter sich zu lassen und getreu nach seinem bisherigen Muster immer dann zu flüchten, wenn er auf Widerstand stösst.
Unterwegs trifft er zwei Künstler die er an einem der vielen Abende zu Hofe kennengelernt hatte und die beiden engagierten ihn von der Straße weg als Diener für ihre Fahrt, denn sie waren ebenfalls nach Italien unterwegs. Und so ist seine einzige Aufgabe, in den Pausen in die ortsansässige Schenke zu gehen um den beiden Essen und trinken zu holen, damit sie nicht aussteigen müssen.
Nach einer eher beschaulichen Reise waren die beiden Künstler eines Morgens plötzlich spurlos verschwunden und haben dem Taugenichts nur einen Beutel mit Geldstücken zurück gelassen. Kurzerhand entschließt er sich die Reise feudal in der Kutsche fortzusetzen und brettert alleine weiter während die Felder und Dörfer nur so rechts und links an ihm vorbeiflogen.
Nach weiteren Abenteuern und einer romantischen Verwechslungskomödie auf einem abgelegenen Schloss schafft er es über Umwege dann wirklich nach Rom doch selbst so weit von zu Hause entfernt, in einer Stadt die an Schönheit kaum zu übertreffen ist und alles bietet, lässt ihn die Sehnsucht nach seiner Geliebten nicht los und so entscheidet er sich kurzerhand wieder die Rückreise anzutreten und um sie zu kämpfen.
Bei seiner Ankunft ist gerade ein großes Fest in Gange und er wird vom Fürsten freudig empfangen. Wie sich herausstellt waren die beiden in der Kutsche keine Künstler, sondern der Fürst und seine Geliebte – verkleidet um kein Aufsehen zu erregen, denn der Vater der Geliebten war nicht wirklich erfreut über die Liaison und so schickte er seine Schergen aus, die beiden zu finden. Der Fürst war sehr dankbar über die Hilfe des Taugenichts und zu aller Überraschung stellte sich dann auch noch heraus, dass seine Geliebte gar nicht blauen Blutes ist, da sie die Tochter des Portiers ist und der junge Mann ihr Cousin war, mit dem er sie gesehen hat. Kurzum: einer Beziehung steht nichts im Wege und so leitet Eichendorff über zu einem pompösen Happy End mit Hochzeit und Herrenhaus.
Mehr Kontext:
- aus dem Leben eines Taugenichts erschien 1826 und gilt als Höhepunkt der Spätromantik