(aus dem Erzählband: Babylon)
„Es stand einmal, vor unvorstellbar vielen Jahren, als Großvater noch nicht lebte und dessen Großvater auch noch nicht, dort wo unsere Teiche jetzt durchs Astgewirr zum Himmel sahen ein Berg und auf dem Berg ein Schloss von glänzendem weiß. Im Umkreis von vielen Meilen sichtbar. In dem Schloss lebte eine Prinzessin die schön war wie das erste Schilf im Frühjahr und spröde wie das braune Rohr im Frost. Ein großer Zauberer .. verfluchte sie: Ein Erdbeben erschütterte das Land … ein Abgrund tat sich auf und Berg und Schloss und Jungrau stürzten in die Tiefe …. von der Tränenflut der Prinzessin aber blieben die Teiche zurück.“
Der Großvater erzählt seinem Enkel von diesen geheimnisvollen Teichen seit er auf der Welt ist. Die Teiche, deren Wasser aus den Tränen der Prinzessin bestehen und demjenigen Glück beschweren, der darin badet. Als Beweis führt er immer an wieviel Glück es ihm selbst beschert hat, obwohl er nur am Rand darin gebadet hat und noch nicht mal seinen Kopf unter Wasser gehalten hatte. Nach seinem Bad hat er umgehend seine bereits verstorbene Frau und die Großmutter des Jungen kennengelernt.
Gemeinsam schmieden sie den Plan diese Teiche zu finden und in ihnen zu baden. Sie sparen über einen langen Zeitraum Geld, prüfen die Fahrpläne und bereiten sich akribisch auf ihr Abenteuer vor. Nicht ohne sich jedes mal wenn sie sich sehen die Fahrt und die Ankunft an den Teichen vorzustellen und auszumalen.
Wir befinden uns in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts und der Junge soll am ersten Ferientag in ein Zeltlager fahren um sich besser zu integrieren. Da er das nicht möchte, besucht er an diesem ersten Tag der Sommerferien ganz früh seinen Opa der ebenfalls gerade Besuch von 2 Soldaten hat. Sie erklären ihm, dass er aus der Wohnung in ein Altersheim umziehen muss, weil seine Wohnung für die Kriegsbemühungen benötigt werden. Morgen früh soll er sich bereit halten, denn da wird er abgeholt und in ein Seniorenheim gebracht. Als die Soldaten weg sind ist beiden bewusst, dass jetzt die einzige Chance ist, ihr Abenteuer zu starten und so schnappen sie sich ihr Zeug und sitzen schon kurze Zeit später in ihrem Zug.
Sie können die Reise jedoch nicht wirklich genießen, weil sie beide das Gefühl haben verfolgt zu werden und so halten sie sich bedeckt so gut es geht und sind auch beim Umsteigen in den Bus äußerst vorsichtig und können im Grunde erst aufatmen, nachdem sie zu Fuß unterwegs sind durch die Wiesen und Felder, ihr Blick fest auf den Wald geheftet.
Mit jedem Schritt den der Großvater in den Wald hineinläuft, scheint er sich zu verjüngen. Sie marschieren tiefer und tiefer in den Wald hinein und Opa kennt den Weg, bis sie nach einer Anhöhe unvermittelt vor einem hohen Zaun stehen. Ratlos folgen sie dem Zaun bis sie das Dickicht in dem sich die Teiche befinden bereits sehen können. Auf der anderen Seite des Zaunes ….
Obwohl ich normalerweise die Geschichte in Gänze erzähle, mache ich hier eine Ausnahme, damit ihr auch die Möglichkeit habt das Herz beim lesen herausgerissen zu bekommen.
Hintergrund:
- die Sammlung ist im Jahre 1980 erschienen