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Candide oder die beste aller Welten von Voltaire

Wir befinden uns in Westphalen, auf dem Schloss eines Barons. Aus Großzügigkeit lässt er Candide, den unehelichen Sohn seiner Schwester kostenlos bei sich wohnen.

Candide wächst nicht nur in Wohlstand und Überfluss auf, der Haus- und Hofphilosoph Pangloss übernimmt auch die Erziehung des Jungen, streng nach der optimistischen Weltanschauung von Leibniz.

Unser junger Held verliebt sich in die schöne Kunigunde, die Tochter des Barons doch bereits beim ersten Kuss werden sie vom Vater persönlich erwischt – und so fliegt der Jüngling unerwartet früh aus seinem Paradies heraus und wird mit der harten Welt außerhalb der Schlossmauern konfrontiert.

Ohne Gönner und mittellos reißt ihn die Weltgeschichte bereits nach den ersten paar Schritten mit sich und so findet er sich als Soldat in einer Armee wieder. Denn zur Zeit wütet ein kleines Scharmützel, will sagen eine Schlacht epischen Ausmaßes in der sich die Awaren und die Bulgaren gegenüberstehen. Candide macht instinktiv das einzig sinnvolle: Er wartet bis sich der Schlachtenlärm etwas gelegt hat und versucht sich davonzuschleichen. Über Leichenberge hinweg flüchtet er und kommt unterwegs durch Dörfer der Awaren und durch Dörfer der Bulgaren und überall bietet sich ihm das gleiche Bild:

Alles ist niedergebrannt und voller toter Greise und sterbender Frauen die sich ihre Säuglinge an die blutende Brust pressen. Candide ist ganz froh, dass das alles unter den Bestimmungen des Völkerrechts passiert denn dann muss er sich darum nicht kümmern.

Auf seiner Flucht trifft er Jahre später in Holland auf seinen ehemaligen Lehrer Pangloss der ihm erzählt was sich nach seinem Rauswurf auf dem Schloss zugetragen hat: Kurz nach seinem Verschwinden sind Soldaten dort eingefallen, haben alles kurz und klein geschlagen, alle Männer getötet und alle Frauen genotzüchtigt. Auch seine geliebte Kunigunde.

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Zusammen machen sich die beiden auf die Suche nach der schönen Kunigunde und ihre Reise bringt sie über Spanien nach Südamerika und stürzt sie von einem Abenteuer ins nächste. Christen wollen sie bei einem Autodafé verbrennen, Stadthalter die sie jagen und Candide tötet hin und wieder aus Versehen den ein oder anderen Menschen. Sie treffen auf nackte Damen, die Affen als Liebhaber haben und Völker die sie schlicht und einfach aufessen wollen.

Irgendwann erreichen sie ein Land namens Eldorado und dieses Land kommt der Vorstellung eines Paradieses sehr nahe: Die Straßen und die Strände liegen voller Gold und Edelsteinen, die Gesellschaft ist emanzipiert von allem – es gibt keine Religion, es gibt keine Kriminalität, es gibt keine Gefängnisse – kurzum: es gibt keine Probleme. Alles ist voll toll – das einzige was es gibt ist Gastfreundschaft und Wissenschaft.

Trotz diesen hervorragenden Voraussetzungen kann Candide nicht bleiben so lange er Kunigunde nicht gerettet hat. Leider wollte noch nie jemand aus Eldorado fort und so wusste nicht mal der König einen Weg heraus aus seinem Königreich. Also beauftragte er 3000 Physiker damit, einen Weg aus Eldorado zu finden. – Und natürlich haben diese 3000 Physiker innerhalb von 14 Tagen das Problem gelöst und unser Held kann weiterziehen um seine Prinzessin zu befreien.

Jahrzehnte später finden sie Kunigunde als Sklavin in der Türkei. Obwohl sie inzwischen sehr unansehnlich geworden ist, kauft er sie frei und will zusammen mit ihr und seinen Freunden ein ärmliches Landleben führen. Leider ist Kunigunde unausstehlich geworden und keiner ist glücklich. ….

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Pangloss darüber nach ob das ganze Leid, dass sie alle erleben mussten, ob es irgendetwas gebracht hat oder ob alles unnötig und vergebens war … doch bevor der Gelehrte zu einem Ende kommen kann wirft Candide ein, dass es trotz alledem die beste aller Welten ist. Jedenfalls für ihn.


Hintergrund:

  • Candide oder der Optimismus ist 1759 unter dem Pseudonym Docteur Ralph veröffentlicht.
  • In 1776 erschien eine deutsche Übersetzung unter dem Titel: Candide oder die beste aller Welten.

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