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der Fremde von Albert Camus

Erster Teil:

MUTTER VERSCHIEDEN – BEISETZUNG MORGEN,
so teilnahmslos wie dieses Telegramm, mit dem das Altersheim ihn über das dahinscheiden seiner Mutter informiert, so teilnahmslos und monoton erzählt Meursault über sein Leben, über die nächtliche Totenwache bei seiner Mutter, die Beerdigung, die Gespräche mit dem Direktor des Altersheims, mit dem Pförtner.

Meursault ist ein nüchterner Beobachter und kann die unwichtigsten Details präzise beschreiben – womit er hingegen Probleme hat ist es Empathie gegenüber anderen Lebewesen zu empfinden. Er empfindet kein Mitleid mit dem Hund seines Nachbarn, der täglich von seinem Herrchen gequält wird und findet auch nichts verwerfliches daran, seinem anderen Nachbarn als Zeuge bei der Polizei zu dienen, damit er für die Tracht Prügel die der Nachbar seiner Exfreundin zuteil werden ließ, nicht bestraft wird. Die Züchtigung war wohl gerechtfertigt, da sie ihn offensichtlich betrogen hat.

Er interagiert mit all diesen Leuten, wenn sie ihn ansprechen. Aber im Grunde ist es ihm auch egal. Er treibt einfach dahin auf dem Fluss des Lebens als sei er ein unbeteiligter Beobachter. Jedenfalls bis dann Maria in sein Leben tritt, denn an diesem Punkt hat man für einen kurzen Moment den Eindruck, dass er eine Veränderung durchlebt, doch schon die Antwort auf die Frage ob er sie heiraten würde zeigt, dass dem nicht so ist. Er erklärt ihr, dass es ihm einerlei sei und es völlig belanglos ist, dass er sie wahrscheinlich nicht liebe, sie aber dennoch heiraten würde, wenn sie möchte.

Am Wochenende fährt er zusammen mit Maria und seinem gewalttätigen Nachbarn zum Strand, wo sie auf Verwandte der Exfreundin treffen, die ihre Cousine rächen wollen. Nach einem Handgemenge erschießt Meursault den Typen mit der Pistole seines Nachbarn und wird verhaftet.

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Zweiter Teil:

Er sitzt über Monate in U-Haft und wird sowohl vom Haftrichter als auch von seinem Anwalt befragt, doch bei beiden stößt sein Mangel an sichtbaren Emotionen auf Unverständnis. Er schläft 16 Stunden am Tag und nutzt die restliche Zeit um sich zu erinnern. An seine Wohnung, an jedem einzelnen Gegenstand der sich darin befindet. Er erlebt einfach immer wieder den gleichen Tag.

Jedenfalls bis zu seiner Verhandlung, die er ebenfalls ohne jegliche Empfindung geschehen lässt als sei er nur ein unbeteiligter Dritter. Er verstand natürlich, dass es um ihn ging, doch es scheint als würde nicht über den Tod des Arabers verhandelt, den er zweifelsfrei erschossen hat, sondern darüber, dass er bei der Beerdigung seiner Mutter nicht genug getrauert, nicht geweint hat – und es noch nicht einmal bereut.

SPOILER!

Er bekommt die Todesstrafe und stellt wie üblich ein Gnadengesuch. Während sich seine Gedanken um den nahenden Tod und das Gnadengesuch drehen, lehnt er die Dienste des Pfarrers mehrfach ab, der ihm die letzte Ölung geben will, Meursault aber auch im Angesicht des Todes keinen Sinn darin sieht sich zu Gott zu bekennen. Der fassungslose Pfarrer insistiert weiter, bis Meursault unvermittelt an die Decke geht, dem Pfarrer an den Hals springt und ihm einen aggressiven Monolog hält, bis die Wärter eingreifen um den Pfarrer zu schützen.

Als hätte dieser Zorn mich von allem Übel gereinigt und mir alle Hoffnung genommen, wurde ich zum ersten mal empfänglich für die zärtliche Gleichgültigkeit der Welt. Dann brauche ich nur noch eines zu wünschen:

Am Tag meiner Hinrichtung viele Zuschauer, die mich mit Schreien des Hasses empfangen.“


Mehr Kontext:

  • der Fremde erschien 1942 und gilt als eines der Hauptwerke der Philosophie des Existentialismus und des Absurdismus.
  • Der Fremde wurde im Jahre 1967 verfilmt. Der Film Fate (2001) und State of Mind (2003) basieren auf dem Roman
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